Burghausen muss gegen Schorndorf Rückstand egalisieren

Mit einer Hypothek von stolzen sieben Punkten gehen die Ringer des SV Wacker Burghausen in den Halbfinal-Rückkampf gegen den ASV Schorndorf. Nach der heftigen Niederlage im Hinkampf ist der fünfte Finaleinzug in Folge nun in weite Ferne gerückt. Trotzdem will man sich auf Burghauser Seite noch nicht geschlagen geben und die Flinte ins Korn werfen. Doch die Vorzeichen sind klar: Wenn die Burghauser Schwerathleten das schier Unmögliche möglich machen möchten, müssen Ringer und Trainer volles Risiko gehen. 

Eine klare Leistungssteigerung wird Fliegengewichtler Fabian Schmitt auf die Matte bringen müssen, nachdem er im Hinkampf gegen den Rumänen Razvan Arnaut drei Mannschaftspunkte abgab. Nun wird er es höchstwahrscheinlich mit der deutschen Nachwuchshoffnung Georgios Scarpello zu tun bekommen, den er heuer bereits mit 8:2 nach Punkten schlagen konnte. Auch in der Neuauflage des Schwergewichts-Fights zwischen Erik Thiele und Schorndorfs Ertugrul Agca wäre ein klarer Punktsieg des Burghauser Leistungsträgers hilfreich. Während Thiele in der Bundesliga-Runde seinen starken deutschen Widersacher noch klar mit 6:1 nach Punkten besiegte, reichte es im ersten Halbfinalkampf nur zu einem glücklichen 5:5 Sieg in Folge der zuletzt erzielten Wertung, die Thiele quasi erst mit dem Schlusspfiff in letzter Sekunde gelang. In der Klasse bis 61 Kilo Freistil scheint auf Seiten der Gäste der bulgarische EM-Dritte Georgi Vangelov gesetzt, der heuer in der Bundesliga-Saison Burghausens Europameister Vladimir Egorov mit 6:1 bezwang. Ob das Burghauser Trainergespann nun wieder auf Egorov setzen wird oder den Italiener Givi Davidovi auf die Matte schickt, wird sich erst kurzfristig vor Kampfbeginn entscheiden. 

Ein Schlüsselkampf bahnt sich in der Klasse bis 98 Kilo im griechisch-römischen Stil an. Für den ASV Schorndorf wird wohl der in dieser Saison noch ungeschlagene Felix Baldauf auf die Matte gehen. Ob der SV Wacker Nikolosz Kakhelashvili oder Ramsin Azizsir aufbietet, wird Cheftrainer Eugen Ponomartschuk kurzfristig entscheiden. Beim letzten Aufeinandertreffen auf internationalem Parkett konnte sich Kakhelashvili gegen Baldauf durchsetzen, was auch an diesem Samstag die Tür zum Finale wieder aufstoßen würde. Sollte also Schorndorf tatsächlich eine der vier Ausländerpositionen eben mit dem Weltklasseringer Baldauf besetzen, wird der SV Wacker Burghausen darauf vorbereitet sein. In der Klasse bis 66 Kilo der Griechisch-Römisch-Spezialisten scheint der Athlet des ASV Schorndorf favorisiert ins Rennen zu gehen. So konnte Razvan Arnaut in der laufenden Saison bereits Fabian Schmitt und Christopher Kraemer besiegen. Einzig der Vergleich mit Witalis Lazovski stünde noch aus,  dieser müsste hierfür aber enorm Gewicht abkochen. 

Nach der Pause könnte es erneut zum Duell zwischen Eduard Tatarinov und Benjamin Sezgin in der Gewichtsklasse bis 86 Kilo Freistil kommen. Mit 6:1 gelang Tatarinov heuer bereits ein Punktsieg gegen den ASV-Athleten, der in der Mannschaft von Gästetrainer Sedat Sevsay gesetzt sein dürfte. Sollte der ASV hingegen mit dem starken Franzosen Akhmed Aibuev anreisen, wird sich Tatarinov erheblich strecken müssen, um den Sieg davonzutragen. Relativ klar scheint sich hingegen in der Klasse bis 71 Kilo Freistil die Begegnung zwischen Iszmail Muszukajev und Dawid Wolny abzuzeichnen – ein Duell, in dem Muszukajev die klare Favoritenrolle einnehmen würde. Ein besonderes Augenmerk der beiden Trainer wird hingegen auf der Besetzung der 80 Kilo-Klasse im griechisch-römischen Stil liegen. Hier könnte auf Burghauser Seite wahlweise Idris Ibaev oder Roland Schwarz auflaufen. Der ASV Schorndorf verfügt seinerseits mit Karan Mosebach über einen starken deutschen Ringer in seinem Kader, zudem kann der ASV mit dem amtierenden U23-Weltmeister Exauce Mukubu auch einen Athleten von Weltklasseformat aufbieten. In 75 Kilo Greco liegen hingegen die Trümpfe klar auf Seiten der Gäste, die mit dem Georgier Iuri Lomadze über einen kaum schlagbaren Ringer verfügen, der heuer bereits Idris Ibaev als auch Michael Widmayer auspunkten konnte. Im letzten Kampf des Abends könnte es nochmals richtig eng werden, sollten Ali-Pasha Umarpashaev und Shamil Ustaev zum dritten Mal in der laufenden Saison aufeinandertreffen. Zwar konnte sich Umarpashaev bisher in den beiden Mattengefechten knapp durchsetzen, doch forderte Ustaev dem bislang ungeschlagenen Burghauser Ringer stets alles ab und konnte so die Niederlagen knapp ausfallen lassen.

„Wir werden mit unseren Fans im Rücken auf jeden Fall alles geben, um den Finaleinzug noch möglich zu machen. Und ja, wir müssen hierfür das größtmögliche Risiko eingehen, um den Punkterückstand wett zu machen. Wir werden jeden Ringer unserer Mannschaft darauf einstimmen, 120 Prozent zu geben und jeden möglichen Punkt mitzunehmen. Leichtsinnsfehler können wir uns nicht mehr erlauben“, stimmt Cheftrainer Eugen Ponomartschuk seine Mannschaft auf den wichtigsten Kampf des Jahres ein. „Wir werden jeden Ringer, der für unsere Mannschaftsaufstellung in Frage kommt, in der Halle haben, um auf jede Überraschung auf Seiten des AV Schorndorf reagieren zu können. Wir haben uns längst noch nicht abgeschrieben und werden nichts unversucht lassen, um ins Finale einzuziehen.“