Der ASV Mainz 88 holt den Meisterpokal 

Die Ringer des ASV Mainz 88 holten sich in der Scharrena Stuttgart mit einem 14:13-Erfolg über Finalgegner ASV Schorndorf den Deutschen Meistertitel, den vierten überhaupt. „Damit haben wir Geschichte geschrieben“, jubelte der Vereinsvorsitzende Baris Baglan beim Interview im Livestream des Deutschen Ringer-Bundes. 

Noch zur Halbzeitpause, nach fünf von zehn Kämpfen, sah alles nach einem klaren Sieg der Gastgeber aus. Denn der ASV Schorndorf führte bereits deutlich mit 9:3. Georgios Scarpello (57 kg/GR) machte den Auftakt gegen Ibrahim Fallacara, der Griechisch-Römisch-Spezialist aus Schorndorf gewann mit 3:1-Punkten und holte damit den ersten Zähler auf das Mannschaftskonto seines Teams. Schwergewichtler Mohsen Siyar (130 kg/FR) zog nach und holte unter dem Jubel der Schorndorfer Fans ein glattes 10:0 gegen Wladimir Remel und damit drei Zähler zum 4:0-Mannschaftsstand.
Die Hoffnungen der Mainzer lagen sicherlich auch auf den Schultern von Beka Buijashvili (61 kg/GR), doch Georgi Vangelov kämpfte clever, sammelte Punkt für Punkt bis zum 15:2-Endstand. Dann doch die ersten drei Zähler für die Gäste aus Mainz: Tadeus Michalik (98 kg/GR) wies Nico Brunner mit 8:0 in die Schranken. Doch gleich im nächsten Duell sorgte Ruslan Kudrynets (66 kg/GR) mit einem 8:1-Punktsieg über Ashot Shabazyan für eine komfortable 9:3-Pausenführung des ASV Schorndorf.

Der ASV Mainz 88 steckte nicht auf, Cheftrainer Dawid  Bichinashvili dürfte seinen Ringern in der Kabine noch einmal alle Möglichkeiten aufgezeigt haben, denn seine Athleten ließen die Muskeln spielen. Ahmed Dudarov (86 kg/FR) hatte schon im Hinkampf mit einem Sieg über Ertugrul Agca geglänzt, nun holte er auch gegen Akhmed Aibuev mit einem 4:1-Sieg hochwichtige Mannschaftspunkte zum 5:9-Zwischenstand und startete damit die Aufholjagd. 
Alexander Semisorow (71 kg/FR) machte da weiter, wo Dudarov aufgehört hatte. Nach einem Duell, das an Spannung kaum noch zu überbieten war, setzte sich der Mainzer mit 5:4-Zählern gegen Shamil Ustaev durch und brachte seine Mannschaft bis auf 6:9 heran. Ein Duell später war es Ahmet Yilmaz (80 kg/GR), der den ASV Mainz 88 mit einem vorzeitigen 16:0-Überlegenheitserfolg gegen Karan Mosebach  mit 10:9 in Führung brachte. Schlag auf Schlag ging es weiter, Ibrahim  Ghanem (75 kg/GR) gewann ebenfalls vorzeitig, kurz nach Beginn der zweiten Kampfrunde wurde das Duell gegen Josif Shabazyan aufgrund der 15:0-Überlegenheit des Schorndorfers abgebrochen. Die Gastgeber führten damit wieder mit 13:10. 

Doch da kannte der Jubel in der Mainzer Ecke schon keine Grenzen mehr, denn Trainer Dawid Bichinashvili hatte mit Murad Kuramagomedov (75 kg/FR) noch ein Ass im Ärmel, gegen den Schorndorf mit Anton Moser einen jungen Ringer aus der eigenen Talentschmiede aufbot. Der für Mainz kämpfende Olympiateilnehmer von 2021, der 2019 von Russland nach Ungarn wechselte, ließ nichts anbrennen und siegte nach knapp einer Minute mit 16:0 durch technische Überlegenheit.

Stimmen zum Kampf

Vereinsvorstand des ASV Mainz 88, Baris Baglan:

„In der ersten Hälfte des Kampfabends hat nicht alles nach unseren Wünschen geklappt, aber ich habe an die Mannschaft geglaubt und bin glücklich, dass wir Meister geworden sind. Aber wir müssen auch an die Menschen denken, denen es derzeit nicht so gut geht. Wir gedenken der Menschen in der Türkei und Syrien“, so der Vereinsvorsitzende der 88er, der weiß, dass viele seiner Ringer und Vereinsmitglieder Freunde, Familien und Bekannte im Erdbebengebiet haben. 
„In den Play-Offs haben wir eine reife Leistung gezeigt, haben alle Kämpfe gewonnen. Schorndorf hat es uns sehr schwer gemacht, aber jetzt ist Historisches passiert, wir haben den vierten Stern. Die Mannschaft hat Charakter gezeigt und sich auch vom Publikum nicht beeindrucken lassen“, so Baglan weiter.

Vereinsvorstand und Trainer des ASV Schorndorf, Sedat Sevsay: 

„Betrachtet man jetzt alle Kämpfe im Hin- und Rückkampf des Finals, dann ist Mainz verdient Meister geworden. Knackpunkt waren heute die Gewichtsklassen 86 und 71 Kilo, Dudarov und Semisorov haben sehr clever gerungen. Wenn wir sehen, was wir insgesamt, seit unserem Aufstieg in die Erste Bundesliga geschafft haben, muss man sagen dass wir zurecht in der Ersten Bundesliga sind. Zudem haben wir  hier einen würdigen Rahmen für dieses Finale geschaffen. 
Um soweit zu kommen, braucht man einen breiten Kader und qualitativ gute Ringer, wir haben junge Kämpfer gefunden, die zu Nationalkadern gereift sind. Wir werden uns für das kommende Jahr noch verbessern und greifen in dieser starken Vorrundengruppe mit Burghausen, Hösbach und Kleinostheim wieder an.“