Rundum zufrieden kehrten die Burghauser Ringer in der Nacht auf Sonntag von ihrem Gastspiel beim RSV Rotation Greiz zurück. Mit sage und schreibe acht Einzelsiegen und einem Endstand von 3:20 feierte die Mannschaft von Cheftrainer Eugen Ponomartschuk eine gelungene Generalprobe vor dem anstehenden Spitzenkampf gegen den bislang ebenfalls ungeschlagenen Tabellenzweiten ASV Schorndorf. Doch trotz der klaren Verhältnisse waren sich am Ende alle einig, dass die Zuschauer einerseits hervorragenden Ringsport zu sehen bekamen und andererseits der hohe Endstand darüber hinwegtäuschte, dass die Gastgeber an diesem Abend unter Wert geschlagen wurden.
Schon im ersten Kampf wurde klar, dass der amtierende Deutsche Mannschaftsmeister nichts dem Zufall überlassen wollte. So rehabilitierte sich Givi Davidovi in der 57 Kilo-Freistilklasse nach seiner ersten Saisonniederlage vom vergangenen Wochenende mit einer herausragenden Leistung gegen den bislang ungeschlagenen Rumänen Razvan-Marian Kovacs. So führte der Ringer der Gastgeber bis eine Minute vor Kampfende noch mit 6:6, aber dank zweierkraftvollen Aktionen gelang dem kleinen Italiener im Burghauser Dress noch die Wende zum 10:6 Endstand. Und auch der mit fast 28 Kilo Gewichtsnachteil antretende Ramsin Azizsir, der sich im Schwergewicht mit dem haushohen Favoriten Alin Alexuc-Ciurariu messen musste, kämpfte wie ein Löwe gegen den rumänischen WM-Bronzemedaillisten und ließ bei seiner knappen 1:5-Punktniederlage nur zwei Mannschaftspunkte zu Gunsten der Gastgeber zu.
Einen ringerischen Leckerbissen bekam das Greizer Publikum in der Klasse bis 61 Kilo Griechisch-Römisch zu sehen, in der sich mit dem amtierenden U20 Vize-Welt- und Europameister Denis-Florin Mihai und Burghausens Fabian Schmitt zwei Athleten auf Augenhöhe gegenüberstanden. In einem ausgeglichenen Kampf hatte am Ende der Rumäne Mihai das Quäntchen mehr Glück auf seiner Seite und siegte knapp mit 6:5 nach Punkten – es sollte an diesem Abend der letzte Sieg für die Gastgeber gewesen sein. Kurzen Prozess machte anschließend Erik Thiele in der Klasse bis 98 Kilo Freistil: Gegen seinen Gegner Sebastian Wendel demonstrierte Thiele seine ganze Stärke und siegte technisch überlegen mit 15:0. Im letzten Kampf der ersten Halbzeit beeindruckte einmal mehr Burghausens Neuzugang Magomed Kartojev in der Klasse bis 66 Kilo Freistil: Im Gefecht gegen Moritz Langer, den 21-jährigen Deutschen Junioren-Vizemeister des Jahres 2021, präsentierte sich in Top-Form. Beim 10:3 Punktsieg lies Kartojev seinem Gegner keine Chance und sicherte sich in seiner ersten Bundesliga-Saison den dritten Sieg im vierten Kampf.
Idris Ibaev, der im Laufe der Woche vom Bundestrainer Michael Carl zur Teilnahme an den diesjährigen U23-Weltmeisterschaften nominiert wurde, läutete den Burghauser Siegeszug in der zweiten Halbzeit mit einem souveränen 5:0- Punktsieg in der Gewichtsklasse bis 86 Kilo Griechisch-Römisch gegen Maximilian Besser ein. Hart umkämpft gestaltete sich das Gefecht in der Klasse bis 71 Kilo Griechisch-Römisch, in dem sich mit Altmeister Christian Fetzer und der amtierende Deutsche Meister Witalis Lazovski zwei Athleten gegenüberstanden, die sich über die Jahre hinweg in einer Vielzahl an Mattengefechten gegenüberstanden. Es entwickelte sich auf Grund dessen der erwartet knappe Kampfverlauf: Zwar ging Fetzer in der ersten Runde mit 1:0 in Führung, doch gelang Lazovski im zweiten Kampfabschnitt nach einer angeordneten Bodenlage noch ein kraftvoller Durchdreher und der damit verbundene 3:1-Punktsieg.
In absolut souveräner Weise meisterten anschließenden die beiden Burghauser Freistilspezialisten Ali-Pasha Umarpashaev und Iszmail Muszukajev ihre Aufgaben in den Gewichtsklassen bis 80 beziehungsweise 75 Kilo. So brachte Umarpashaev den Greizer Richard Schröder, der heuer bei den U23-Europameisterschaften die Bronzemedaille erkämpfen konnte, mit seinem 16:2-Punktsieg an die Grenze zu einer vorzeitigen Niederlage. Vor allem dank seiner vielseitigen und eleganten Ringweise knöpfte Umarpashaev seinem Gegner immer wieder den Schneid ab. Mit einem klaren 15:1-Punktsieg erledigte auch Iszmail Muszukajev seine Aufgabe mit Bravour, wenngleich er auch die erste Minute der ersten Runde etwas verschlief und sogar mit 0:1 in Rückstand geriet. Doch dank einer Serie an Durchdrehern und seinen gefürchteten Beinangriffen rückte Muszukajev die Kräfteverhältnisse schnell wieder gerade. Im letzten Kampf des Abends standen sich mit Michael Widmayer und Witas Behrendt zwei deutsche Spitzenringer gegenüber. So hatte das Greizer Publikum anfangs noch eine gewissen Zuversicht, dass der amtierende Deutsche Vizemeister im Dress der Thüringer für einen versöhnlichen Ausklang des Kampfabends sorgen würde. Doch diese Hoffnung machte Michael Widmayer jäh zu Nichte. Im Stile einer unaufhaltsamen Planierwalze scheuchte Widmayer seinen Gegner über die komplette Kampfdauer kreuz und quer über die Matte. Bei seinem 11:3 Punktsieg sammelte Widmayer sage und schreibe neun Ein-Punkt-Wertungen, nachdem sich sein Gegner nicht mehr im Kampfbereich halten konnte und die Matte verlassen musste.
„Mit der Leistung meiner Mannschaft am heutigen Abend bin ich sehr zufrieden. Acht Siege und zwei knappe Niederlagen zeugen gegen eine so starke Mannschaft wie Greiz von einer geschlossenen Mannschaftsleistung und einem tollen ringerischen Niveau. Wir freuen uns, dass wir mit einer weißen Weste in den Spitzenkampf gegen den ebenfalls bisher ungeschlagenen ASV Schorndorf gehen können“, so Burghausens Chefcoach Eugen Ponomartschuk, der bereits die Marschroute für den fünften Kampftag vorgibt: „Unser Fokus liegt nun ganz auf den Vorbereitungen für den Mannschaftskampf gegen den ASV Schorndorf, den wir dieses Wochenende im Duell gegen die KSC Germania Hösbach in Spitzenform erlebt haben. Wir sind bereit: Wir wollen am kommenden Samstag den Sieg und die alleinige Tabellenführung!“