Zuletzt kam es im Jahr 2020 zum Duell zwischen dem SV Wacker Burghausen und dem KSV Germania Hösbach – ein Mannschaftskampf, den damals die Burghauser Ringer deutlich mit 25:4 für sich entscheiden konnten. Doch anstatt einer klaren Favoritenrolle seitens des SV Wacker Burghausen werden sich beide Mannschaften diese Saison auf Augenhöhe begegnen. In Folge einer überaus klugen Kaderplanung seitens der Hösbacher wurden vor der Saison nationale und internationale Ringer verpflichtet, die den Kader auf ein gänzlich anderes Niveau beförderten. Nicht umsonst zählen die „Vikings“ aus Hösbach für viele Experten zu den Mitfavoriten in der Bundesliga Ost.
Doch warum entwickelte sich der KSV Germania Hösbach innerhalb von nur zwei Jahren zu einer echten Spitzenmannschaft in der Bundesliga? Dies ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass es den Germanen in den letzten Jahren gelang, ihre starken aus der eigenen Jugend stammenden deutschen Spitzenringer zurück in den Verein zu lotsen. Zur Erklärung: Die Maximal-Punktzahl für eine Bundesliga-Mannschaft liegt bei 28. Durch die im Schnitt aufgebotenen drei bis vier Athleten aus der eigenen Jugend, die im Bundesliga-Punktesystem als „Eigengewächse“ mit minus zwei Punkten bewertet werde, ist es dem KSV Hösbach möglich, immer mit zwei oder sogar drei international erfolgreichen Weltklasseringern anzutreten, die hingegen mit acht Punkten zu Buche schlagen und für andere Bundesligisten auf Grund der hohen Punktezahl nicht in ihre Mannschaften integriert werden können.
So wird die Burghauser Ringer nach einer rund 420 Kilometer langen Anreise in den unterfränkischen Landkreis Aschaffenburg ein heißer Ritt in Hösbach erwarten. Gleich im ersten Kampf des Abends scheinen auf Burghauser Seite leichte Vorteile für sich beanspruchen können, wenn Givi Davidovi entweder auf den Türken Yavuz Fatih Sentürk oder auf Konstantin Heeg trifft, der ebenfalls der Hösbach-Jugend entstammt. Einen weiteren wichtigen Sieg könnte im Greco-Schwergewicht Ramsin Azizsir im Gefecht gegen Ilja Klasner einfahren – ein Vergleich, der bei Deutschen Meisterschaften der vergangenen Jahre mehrfach mit einem Sieg für den Wacker-Athleten endete. Auf eine echte Wundertüte wird Fabian Schmitt in der Klasse bis 61kg treffen: So konnte Hösbachs Peter Haase heuer bereits Weltklasse-Ringer an den Rand der Verzweiflung bringen und auch beeindruckende Siege davontrage, andererseits kassierte er gegen nominell „einfachere“ Gegner klare Niederlagen.
Sollte Hösbach in der Klasse bis 98kg Freistil Vladislav Baitsaev aufbieten, wird sich Burghausens Erik Thiele für einen Erfolg gegen den amtierenden Vize-Europameister weit strecken müssen. Bereits bei der diesjährigen WM kam es zum Vergleich der beiden Sportler – damals musste sich Thiele dem Russen mit ungarischem Pass mit 1:8 geschlagen geben. Als Alternative steht auf Seiten der Gastgeber mit Johannes Demel ein weiteres starkes Eigengewächs zur Verfügung, gegen dem Thiele aber in einer Favoritenrolle in den Kampf gehen würde. In der Klasse bis 66kg Freistil ist beim KSV Hösbach Niklas Dorn gesetzt. Die Burghauser Verantwortlichen haben mit Europameister Iszmail Muszukajev und Magomed Kartojev zwei starke Athleten im Kader, die sich mit dem Hösbacher Eigengewächs einen spannenden Kampf liefern werden.
Auch nach der Pause wird es hoch-qualitativ weitergehen, wenn es zum Duell zweier Weltklasseringer kommt. So wird bei den Hösbachern mit dem Bulgaren Aik Mnatsakanian der Bronzemedaillengewinner der diesjährigen Europameisterschaften erwartet. Im wird sich Burghausens U23-Weltmeister des Vorjahrs, Idris Ibaev, entgegenstellen. Alternativ könnten die Gastgeber auch den diesjährigen U23-Weltmeister Malkhas Amoyan bringen. Im Gefecht der Klasse bis 71 Kilo Griechisch-Römisch scheint sich die Begegnung von Witalis Lazovski und Nils Buschner abzuzeichnen. Hier sollte Lazovski wichtige Mannschaftspunkte für den Gesamtsieg sammeln können, die am Ende entscheidend sein könnten.
Spannend und auf einem hohen internationalen Niveau wird der Kampf der Gewichtsklasse bis 80 Kilo Freistil erwartet, wenn Burghausens Ali-Pasha Umarpashaev oder Neuzugang Hetik Cabolov auf den bärenstarken und bislang ungeschlagenen Slowaken Ermak Kardanov treffen wird. Im vorletzten Kampf des Abends ist in der Klasse bis 75 Kilo Freistil Tim Müller bei den „Vikings“ gesetzt, der vom ASV Mainz zurück in seine sportliche Heimat gelotst wurde. Müller, der als einer der stärksten deutschen Freistilringer seiner Gewichtsklasse zählt, wird es entweder mit Ali-Pasha Umarpashaev oder Hetik Cabolov zu tun bekommen, je nachdem für welche Aufstellungsvariante sich Burghausens Chef-Coach Eugen Ponomartschuk entscheiden wird.
Einen weiteren Ausnahmeringer können die Gastgeber in der Klasse bis 75 Kilo Griechisch-Römisch aufbieten: Der für Polen ringende Gevorg Sahakyan konnte sich in der Vergangenheit mehrfach mit Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften dekorieren. Burghausens Michael Widmayer ist vor allem vor den starken Aushebern und Würfen seines Gegners gewarnt. Auf die Frage, ob Widmayer nach seinem kurzfristigen Ausfall am vergangenen Wochenende wieder einsatzbereit sei, antwortete Matthias Maasch in seiner Funktion als Sportlicher Leiter: „Wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt, gehen wir davon aus, dass Michael Widmayer am Samstag wieder ringen kann.“ Alles in allem dürfen sich die Zuschauer vor Ort auf einen ausgeglichenen Vergleich auf Spitzenniveau freuen, wie man ihn sicherlich nicht alle Tage zu sehen bekommt.